Loewe in der Daemmerung - Hochsensibel arbeitslos
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Hochsensibel und arbeitslos – es gibt angenehmere Phasen im Leben. Egal ob die Arbeitslosigkeit selbst herbeigeführt wurde (wie in meinem Fall) oder vom Arbeitgeber – so ein Abschnitt hat das Potenzial, einen Menschen stark zu belasten. Da sind finanzielle Sorgen je nach Absicherung, Grübeleien über den nächsten Schritt, Zweifel an den eigenen Fähigkeiten. Verschiedene Emotionen kommen hoch wie Trauer, Frustration, Wut, Scham … man würde sich an manchen Tagen am liebsten in einer Höhle verkriechen.

Auch wenn die Höhle, in der du vielleicht sitzen magst, Schutz und Ruhe bietet vor der Außenwelt – wir begeben uns da jetzt mal behutsam heraus. Wir schauen uns an: Was kann ich trotzdem für mich tun, wenn ich hochsensibel bin und arbeitslos? Und es gibt eine Menge, glaub‘ mir.

Ich habe seit meiner Eigenkündigung ausreichend Gelegenheit, es herauszufinden. Auch wenn eine Arbeitslosigkeit schmerzhaft und anstrengend sein kann, – das Gefühl, sich heraus zu ziehen aus Momenten des Zweifels und Grübelns ist kraftvoll und befreiend. Du bist nicht deine Umstände. Du bist ein kraftvoller, toller Mensch. Jede|r Löwe|Löwin darf mal eine schwierige Phase haben.

Tipp 1: Stärke dein Mindset

Das A und O für sämtliche Krisen, auch die einer Arbeitslosigkeit, ist dein Mindset. Du ziehst das an, was du nach außen aussendest (damit meine ich übrigens nicht, dass wir für absolut alles verantwortlich sind, was uns widerfährt). Bist du permanent in einem Stimmungstief, sendest du Schwingungen aus, die dir schwer(er) den Traumjob vor die Füße legen können.

Dein Mindset stärken heißt nicht, ein Lächeln aufzusetzen, obwohl dir nach weinen zumute ist. Es heißt, deine Gefühle zu fühlen, das erfordert sehr viel Mut. Mit Selbstmitgefühl bei dir zu sein, in dem Gefühl von Zweifel, Trauer, Ohnmacht, Wut. Dich vielleicht auch an eine|n Freund|in zu wenden, die|der dich in so einem Moment „emotional halten“ kann. Und dann, Schritt für Schritt, deinen Geist wieder zu öffnen für positive Erlebnisse.

Tipp 2: Raus an die frische Luft!

Ein Spaziergang in der Natur kann das Gedanken-Kreisen durchbrechen, nicht nur in einer Arbeitslosigkeit. Geh‘ raus, auch wenn es nur für eine halbe Stunde ist, setze dich anderen Eindrücken aus. Genieße die Natur, wenn du Wiesen oder Wald in der Nähe hast, lass‘ deine Grübeleien etwas los.

Vielleicht läufst du mal barfuß durchs Gras und erdest dich? Atmest mal tief im Wald durch? Genießt die Sonnenstrahlen auf deiner Haut. Oder streifst mit deinen Fingern über Grashalme. Nimm‘ Kontakt zur Natur auf.

Wenn du sportlich unterwegs bist, geh‘ eine Runde joggen, Fahrrad fahren, entweder mit Power, wenn dir danach ist, oder entspannt, um einfach durchzuatmen.

Tipp 3: Beziehungen: Pflege sie, versuche neue aufzubauen

Auch wenn es verdammt schwerfällt, sich in so einer Situation überhaupt draußen zu zeigen: Die Menschen, denen du am Herzen liegst, mögen dich auch während einer vorübergehenden Arbeitslosigkeit. Und wenn du nicht so viele Herzensmenschen um dich hast: Versuche, dich neuen Menschen zu öffnen.

Sollte dein Umfeld dich herunterziehen, dich als „Versager|in“ oder Sonstiges ansehen: Vielleicht ist jetzt der Moment, ein paar Bindungen zu überdenken. Lass‘ dir bitte von niemandem, egal wie nahestehend, einreden, mit dir stimme etwas nicht, weil du mal eine schwierige (vorübergehende!) Phase hast.

Solltest du das Gefühl haben, nicht mehr finanziell mit deinem Umfeld mithalten zu können: Echte Freunde verstehen das und machen eure Freundschaft nicht davon abhängig, ob du ein teures Essen, Konzert etc. genießen kannst. Es zählt das Gespräch, man kann zusammen spazieren gehen, zusammen kochen. Es gibt viele preiswerte und dennoch verbindende Aktivitäten.

Ich weiß, dass es verdammt schwer ist, in so einer Phase auch noch auf neue Menschen zuzugehen. Aber es hilft. Beziehungen sind eine der wichtigsten Säulen für Zufriedenheit und Glück in unserem Leben. Selbst neue Menschen, die zu dir passen, werden dich nicht verurteilen in einer Phase der Arbeitslosigkeit. Im Gegenteil. Vielleicht hat ja auch jemand von einem Job gehört, der zu dir passt?

Kontakt zu anderen Hochsensiblen kann dir ebenfalls helfen: Gibt es eine Gruppe für Hochsensible in deiner Stadt? Auf der Website des Vereins “Zart besaitet” findest du z. B. eine Auflistung von Gruppen https://www.zartbesaitet.net/termine/

In facebook findest du ebenfalls viele Gruppen für Hochsensible, in denen du Verständnis und Kontakt finden kannst. Wenn eine Gruppe sich aufgrund von Corona nicht persönlich treffen kann, findest du dort zumindest auf digitalem Wege Gleichgesinnte. Das kann ein erster Schritt sein.

Tipp 4: Schaffe Momente der Entspannung

Yoga, Meditation, Entspannungsmusik und Vieles mehr: Es gibt inzwischen unzählige Möglichkeiten, kostenlose Videos im Internet zu finden. Vielleicht hast du Lust auf eine Runde Yoga, Tai-Chi, QiGong, Pilates oder eine entspannende Meditation?

Tue dir Gutes und schaffe dir Momente der Entspannung, gerade in so einer schwierigen Phase (und ja, man hat schöne Momente trotzdem verdient!). Das heißt nicht, dass du trotz Geldknappheit ins nächste teure Restaurant gehen sollst. Günstig und gesund kochen geht, dabei eine schöne Musik hören, eine Duftkerze anzünden. Was auch immer dir gut tut.

Tipp 5: Deine Fähigkeiten: Zeige sie, setze sie trotzdem ein

Gibt es ein Projekt, das du z. B. ehrenamtlich mit deinen Fähigkeiten unterstützen kannst? Bei der Freiwilligenbörse oder Freiwilligenagentur in deiner Stadt wirst du vielleicht Ideen für Projekte bekommen. Oder du fragst bei einem Verein, einer Organisation nach, ob sie Unterstützung in deinem Fachbereich benötigen? Vielleicht ergibt sich aus diesem Engagement eine neue Möglichkeit oder ein Kontakt der|die dir einen Job vermitteln kann.

Kannst du deine Fähigkeiten in einem Projekt öffentlich zeigen, z. B. wenn du etwas programmiert hast, schreibst, fotografierst, deine Leidenschaft auf einem Blog oder einer Website darstellst? Die Kosten für das Hosting einer Website sind überschaubar (bei mir sind es ca. 5 Euro pro Monat) und du kannst dir neue Fähigkeiten in z. B. WordPress aneignen.

Der wichtige Punkt ist, wieder in Bewegung zu kommen und aktiv zu werden. Und dich daran zu erinnern, dass du sehr wohl ziemlich viel drauf hast. Auch wenn es gerade nicht in einer Anstellung zum Einsatz kommt.

Tipp 6: Kontakt mit den Ämtern: Bleib‘ bei dir, bleib‘ zentriert

Ja, es gibt auch dieses Thema in einer Arbeitslosigkeit… so ein Kontakt zur Agentur für Arbeit oder zum Jobcenter kann einen ziemlich erschöpfen. Versuche dich gut vorzubereiten auf den Termin und gönne dir danach eine Pause. Geh‘ spazieren, mach’ dir einen Tee oder Kaffee, sprich‘ mit eine|m|r Freund|in, tue dir etwas Gutes. Die Stimmung ist meist nicht die euphorischste, vielleicht hast du auch ein|en Sachbearbeiter|in, mit der|dem du nicht kannst. Versuch‘ „das System“ nicht zu persönlich zu nehmen. Und vermeide es, zu sehr in den Widerstand zu gehen. Das kostet nur zusätzlich Kraft.

Die Sachbearbeiter|innen tun ihren Job. Leider sind sie heute noch keine Potenzialentfaltungs-Coaches, sondern eher überhäuft mit Verwaltungsaufgaben. Wenn du Glück hast, bekommst du Support und ein paar mitfühlende Worte. Aber verlasse dich lieber nicht darauf.

Vergiss‘ bei der ganzen Prozedur nicht: Es ist kein Makel, mal arbeitslos gewesen zu sein. Im heutigen Arbeitsleben kommen Lücken im Lebenslauf häufiger vor. Ich hatte ein sehr turbulentes vergangenes Jahr und immer, wenn ich das in einem Sätzchen im Anschreiben kurz begründe und noch etwas dazu im Vorstellungsgespräch sage, stellt das kein Problem dar. Zwar habe ich noch keine neue Stelle – Angebote allerdings. Nur dieses Mal nehme ich nicht aus Panik das erste Angebot an. Das stellt eine ziemlich große Herausforderung an meine Coolness dar, denn Sorgen mache ich mir viele. Trotzdem gehe ich gezielt und achtsam vor, um nicht wieder eine böse Überraschung zu erleben.

Tipp 7: Such‘ dir professionelle Unterstützung

Manchmal kommt man mit den oben genannten Tipps alleine nicht weiter. Manchmal steckt man so richtig fest, weiß nicht wohin und kann die eigenen Gedanken nicht ordnen. Überlege, ob professionelle Unterstützung für dich Sinn macht. Es gibt verschiedene Möglichkeiten je nach deinem finanziellen Spielraum. Ich habe mir von meinen Ersparnissen ein Coaching geleistet.

Tipp 8: Zu guter Letzt: Lass‘ auch immer mal wieder los

Manchmal geht es nicht nur ums Kämpfen und Durchhalten in so einer Phase. Sondern darum, die Balance zu finden zwischen aktivem Handeln und Geschehen-Lassen. Nach Bemühungen und Anstrengungen, z. B. Bewerbungen oder Formalitäten mit den Ämtern die Situation immer mal wieder sein lassen. Sie bedingungslos annehmen. Damit meine ich nicht Resignation. Sondern einfach mal das Leben umarmen wie es ist. Egal ob du magst, welches Gesicht es dir gerade vermeintlich zeigt oder nicht. Es lächelt wieder zurück, wenn du es liebevoll anlächelst. Manchmal… nur etwas zeitversetzt.

Wenn du weitere Ideen hast, was hochsensiblen Menschen in einer Phase der Arbeitslosigkeit helfen kann, teile sie gerne. Mir ist klar, dass Arbeitslosigkeit kein einfaches Thema ist. Gerade deshalb möchte ich es hier ansprechen – es kann jedem mal passieren, egal welche Stellenbezeichnungen und Zeugnisse man vorzuweisen hat. Sh** happens, und man schafft es auch wieder heraus aus so einer Phase. Zweifle nicht zu sehr an dir. Jede|r Löwe|Löwin darf mal eine schwierige Phase haben.

Liebe Grüße
Constanze