
Die Story hinter dem Text
Dieser Text kam kurz nach dem Tod meines Vaters (17. April 2022) in mir an. Der Text handelt davon, endlich zu beginnen zu leben.
Wie sehr lebst du dein Leben?
Und wie sehr bist du am Funktionieren, Erwartungen-Erfüllen, das tun, “was man eben so tut”. Im worst case verlassen wir diesen Ort, ohne jemals gelebt zu haben.
Wir verbringen unsere Lebenszeit wie in einem Wartezimmer zum Leben.
Wann geht dein eigenes, unverkennbares Leben eigentlich los?
Dann, wenn du losgehst und darauf zugehst.
Leben wartet auf uns.
Auf jede:n einzelne:n von uns, der beginnt, auf sein:ihr Herz zu hören, absehend von Erwartungen, unseren Konditionierungen und Prägungen, von dem, was in der Vergangenheit einmal war.
Video
Hier findest du ein Video des Texts. Vorgetragen am 14.05.2022 auf der Poetry for Peace – einer Veranstaltung von Story of your life
Dazwischen
Seit du
gegangen bist
– eigentlich schon länger –
fühl’ ich mich
irgendwie
dazwischen.
Ich fühl’ mich
wie im Wartezimmer
zum Leben.
Wann komm ich endlich dran?
frag’ ich mich
und hab’ ich eigentlich drum gebeten
hier zu sein?
Ich kann mich nicht erinnern.
Mein Termin steht noch nicht an,
bleib’ solang hier und
starr’ die Wartezimmerwand an
wart’ auf meinen Namen –
vielleicht ja dann,
wenn mein Aufruf kommt,
steh’ ich auf und
fang’ mit irgendwas so richtig an.
Meine Leitung zum Leben
ist noch nicht tot,
aber immer wenn es klingelt,
geht nur meine Mailbox ran,
die sagt:
„Hey, danke für deinen Call
Ich ruf’ dich dann zurück
sobald ich kann.“
Nichts mehr ist im Lot
Seit du gegangen bist
– eigentlich schon länger –
fühl’ ich mich
irgendwie dazwischen.
Nicht wirklich “on”,
aber auch nicht “off”
On-Off Beziehung mit dem Leben
würd’ ich sagen.
Mal liegen wir uns in den Armen
dann brauch ich wieder
echt viel Abstand,
weil es wirklich nur noch nervt.
Auch wenn ich noch so
dagegen bin,
möchte Leben mich
nicht aufgeben.
“Du liebst doch tanzen oder?”
fragt es ganz galant.
Mein Kopf nickt,
geschickt versucht’s jetzt
also auch noch diesen Trick …
“Dann komm mal mit mir mit!”
Ich geh’ einen Schritt vor
und zwei zurück …
sieht verdammt
gefährlich aus
da so im Rampenlicht
Ich warte lieber
bis es dunkel wird
und ich unerkannt
von hier verschwinden kann.
Ich geh oft halbherzig
durch diese Nummer hier,
versuch’ so sicher durchzukommen
wie es geht und
mich möglichst wenig
zu blamieren.
Und dann ist
dein Auftritt hier
auf der Bühne mit mir
auf einmal einfach so zu Ende.
Du musst wieder leben
ist was ich hör’,
wenn ich an dich denk’.
Einmal tief ein
und tief aus –
sei wieder am Leben.
Bin noch dazwischen.
Ich bin auf Avalon,
wenn mich jemand sucht
weder im Jenseits
noch voll hier …
Ihr Herzschlag setzt aus!
Langer Piiiiiep
Seh’ mich
wie ich da lieg’ ….
„Kommt sie zurück Doktor?“
„Wir wissen es nicht
sie ist dazwischen.
Weder im Jenseits
noch voll hier.
Ihre Leitung zum Leben
ist noch nicht tot
doch momentan ist sie
nicht erreichbar.“
Ich glaub’
ich bleib hier
nicht mehr so lang –
denn während ich so vor dir spreche,
geht irgendwas in mir
mit dir zusammen an –
ich glaub’ es ist mein Herz
hört sich bestimmt kitschig an –
fühlt sich aber
verdammt lebendig an.
Mein Herz
ist das einzige an mir
was nie dazwischen ist,
weil es immer weiß
wofür es schlägt.

Es schlägt fürs Schreiben,
für meine Lieblingsmenschen,
meine Träume
und für euch mit denen ich jetzt hier bin.
Und für dich –
Seit du gegangen bist
erinnerst du mich
aus dem Wartezimmer aufzustehen
mich selber aufzurufen
und einfach loszugehen.
Den Call anzunehmen
und zu sagen:
Ja? Hey, Leben!
Ich bin noch da
ich bin erreichbar.
Von On-Off endlich
in Beziehung zu gehen.
Den Tanz zu tanzen
ein Schritt vor
ins Rampenlicht
und kein Zurück.
Ihr Herzschlag setzt ein!
mir mein Dazwischen-Sein
in Liebe zu vergeben
und Schritt für Schritt
All-In zu gehen
zurück ins Leben.

